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Deutschland 2025: Längere Zahlungsfristen, aber vorsichtiger Optimismus

In ihrer aktuellen Studie zur Zahlungserfahrung in Deutschland 2025 identifiziert Coface klare Anzeichen für zunehmenden Druck auf das Zahlungsverhalten – aber auch erste Anzeichen eines Stimmungsumschwungs bei den Unternehmen. Angesichts wachsender geopolitischer Unsicherheiten werden Deutschland und die EFTA-Staaten zunehmend als sichere Häfen für Investoren und Unternehmen wahrgenommen.

Mehr Unternehmen gewähren längere Zahlungsfristen

Die Zahlungsmoral in Deutschland hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht verschlechtert. Für die neunte Ausgabe der Coface-Studie – durchgeführt zwischen Mai und Juni 2025 – wurden 847 deutsche Unternehmen befragt. Ergebnis: Die Nachfrage nach längeren Zahlungsfristen ist deutlich gestiegen, insbesondere aufgrund politischer Instabilität und geopolitischer Spannungen.

Beeindruckende 84 % der Befragten gewähren ihren Abnehmern mittlerweile grosszügigere Zahlungsfristen – der höchste Wert seit 2016. Besonders stark ist dieser Trend bei Unternehmen, die sowohl auf dem Inlands- als auch auf dem Exportmarkt tätig sind: Dort stieg der Anteil von 81 % auf 93 %.

 

Zahlungsverzögerungen nehmen zu, bleiben aber unter dem Vorkrisenniveau

Der Anteil der Unternehmen, die Zahlungsverzögerungen melden, ist deutlich gestiegen: von 59 % im Jahr 2021 auf 81 % im Jahr 2025. Die Finanzberatungsbranche verzeichnete mit durchschnittlich +10,3 Tagen die stärkste Zunahme.

Im Gegensatz dazu verbesserte sich die Lage im Transportsektor: Dort ging die durchschnittliche Verzögerungsdauer um –4,5 Tage zurück. Insgesamt stieg die durchschnittliche Zahlungsverspätung leicht auf 31,8 Tage – ein Anstieg um einen Tag gegenüber dem Vorjahr. Dennoch liegt dieser Wert weiterhin deutlich unter dem Vor-COVID-Niveau von 39,7 Tagen – und ist nach wie vor der niedrigste aller von Coface untersuchten Länder.

 

Finanzielle Risiken bleiben in Schlüsselbranchen hoch

Im Jahr 2025 geben 12 % der befragten Unternehmen an, dass überfällige Forderungen mehr als 2 % ihres Jahresumsatzes ausmachen. Besonders betroffen ist die Baubranche, wo dieser Anteil bei 24 % liegt.

Noch kritischer: 2 % aller befragten Unternehmen berichten von Zahlungsrückständen, die über 10 % ihres Umsatzes betragen – ein ernstes Warnsignal in einem ohnehin unsicheren wirtschaftlichen Umfeld. Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen: In 8 von 12 analysierten Sektoren ist das finanzielle Risiko im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.

 

Sektoraler Fokus: Bauwirtschaft unter Druck, Fristen steigen in anderen Branchen 

Seit Anfang 2025 ist die Bauwirtschaft wieder der Sektor mit den kürzesten Zahlungsfristen. 81 % der Bauunternehmen verlangen, dass Rechnungen innerhalb von 30 Tagen beglichen werden.

Anders sieht es in anderen Branchen aus, in denen die Fristen tendenziell steigen:

  • Holzindustrie: +8,1 Tage
  • Metallindustrie: +4,1 Tage
  • Finanz- und Beratungsdienste: –13,3 Tage (stärkster Rückgang)

Wird das Gesamtbild betrachtet – also ausstehende Forderungen, Zahlungsfristen und Verzögerungsdauer kombiniert –, bleibt die Bauwirtschaft, die sich seit Anfang 2021 in der Rezession befindet, der anfälligste Sektor in Deutschland.

 

Geschäftsklima hellt sich auf – nach Tiefpunkt 2024

Trotz der Herausforderungen beim Zahlungsverhalten zeigt sich ein deutlicher Stimmungswandel. Im Jahr 2024 erwarteten 48 % der Unternehmen eine Verschlechterung ihrer Lage, während nur 9 % eine Verbesserung sahen – ein Negativsaldo von –39 Punkten.

2025 verbessert sich das Stimmungsbild auf –17 Punkte. Für 2026 drehen sich die Erwartungen ins Positive – mit einem Nettosaldo von +16 Punkten.

Am stärksten ist der Umschwung im Transportsektor: Nach einem Tiefpunkt von –47 Punkten gehört er nun zu den optimistischsten Branchen für 2026, dicht gefolgt von der Metallbranche. Nur die Papier- und Verpackungsindustrie bleibt mehrheitlich pessimistisch.

 

Deutschland und EFTA-Staaten: Rückkehr als sichere Häfen

Mit zunehmender globaler Unsicherheit überdenken viele deutsche Unternehmen ihre internationalen Prioritäten. Deutschland wird wieder häufiger als das aussichtsreichste Wachstumsland genannt. Coface beobachtet zudem, dass auch die EFTA-Staaten – insbesondere die Schweiz, Norwegen und Island – als stabile und verlässliche Märkte wieder stärker in den Fokus rücken.

Im Gegensatz dazu verliert die Bedeutung der USA als Zielmarkt: Nur 9 % der befragten Unternehmen sehen die Vereinigten Staaten 2025 noch als vielversprechenden Markt – der niedrigste Wert im aktuellen Ranking und ein klarer Trendbruch gegenüber früheren Studien.

 

Laden Sie jetzt die vollständige Studie herunter (auf Englisch)
(.pdf 0,64 Mo)

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