#Wirtschaftsstudien

Die globale Wirtschaft trotzt dem Druck

Die Weltwirtschaft zeigt trotz neuer Zölle und politischer Spannungen bemerkenswerte Widerstandskraft. Diese Stabilität stützt sich vor allem auf den starken US-Konsum, auf Stabilisierungstendenzen in Europa sowie auf ein solides Wachstum in Asien. Das zeigt die aktuelle globale Risikoanalyse. Gleichzeitig erreichen die politischen Risiken weltweit ein Rekordniveau.

Eine widerstandsfähige Weltwirtschaft trotz schwieriger Aussichten

Trotz eines herausfordernden Umfelds bleibt die Weltwirtschaft robust. Neben den Auswirkungen der Handelszölle zeigt die Risk Review Oktober 2025, dass der schwache US-Arbeitsmarkt und wachsende geopolitische Spannungen zu den grössten Belastungsfaktoren zählen. Gleichzeitig ist das politische Risiko weltweit auf ein historisches Hoch gestiegen – ein strukturelles Risiko für Unternehmen.

Das globale Wachstum dürfte 2025 mit 2,6 Prozent stabil bleiben und 2026 leicht auf 2,4 Prozent zurückgehen.

Konsum in den USA stabilisiert die Wirtschaft

Die Analyse zeigt, dass sich die US-Wirtschaft dank robuster Konsumdaten und starker Investitionen in Künstliche Intelligenz besser entwickelt als erwartet. Der durchschnittliche US-Zollsatz liegt inzwischen bei rund 18 Prozent, doch die wirtschaftlichen Auswirkungen bleiben bislang begrenzt. Unternehmen gelingt es, Lieferketten anzupassen und Belastungen abzufedern.

Allerdings zeigen sich erste negative Signale bei Beschäftigung, Wachstum und Inflation. Die negativen Effekte der Zollpolitik dürften zunehmend die makroökonomische Entwicklung belasten – mit einer möglichen Inflationsrate von 4 Prozent bis Ende 2025.

Kanada wurde als einziges Land in der aktuellen Risikobewertung herabgestuft. Gründe sind der Druck durch hohe US-Zölle, steigende Energiepreise und eine leicht wachsende Erwerbsbevölkerung.

Aus Europa kommen leichte Signale einer Erholung

Für Europa wird ein verhaltenes Wachstum mit einer leichten Erholung im Jahr 2026 erwartet. Deutschland zeigt erste Stabilisierungstendenzen, die im kommenden Jahr positive Effekte haben könnten. Spanien bleibt mit einer soliden Inlandsnachfrage der wichtigste Wachstumstreiber der Eurozone. Tschechien wurde im Risikoindex besser bewertet als 2024, da sich das Land trotz der engen Verbindung zur schwächelnden Automobilbranche als widerstandsfähig erwiesen hat.

Diese Anzeichen eines leichten Aufschwungs werden jedoch von gedämpften wirtschaftlichen Aussichten begleitet. Frankreich und Italien leiden weiterhin unter politischer Unsicherheit, was Investitionen hemmt und das Vertrauen schwächt. Zudem hat die Europäische Zentralbank ihre Zinssenkungen vorerst beendet.

Gleichzeitig stiegen die Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2025 deutlich an – in Europa um 11 Prozent, während sie in den entwickelten Volkswirtschaften insgesamt nur um 4 Prozent zunahmen.

Indien treibt Asiens Wachstum an

In Asien bleibt das Wachstum solide. Mit einer Rate von 7,6 Prozent zählt Indien zu den dynamischsten Volkswirtschaften der Welt. Auch China wächst weiter, wenn auch in geringerem Tempo, während Vietnam im Risikoindex aufgewertet wurde. Das Land überzeugt durch seine strategische Lage, eine gute Infrastruktur, einen qualifizierten Arbeitskräftepool und politische Stabilität – Faktoren, die Vietnam langfristig zu einem der stabilsten Länder der Region machen.

Trotzdem sind die Unternehmensinsolvenzen in Asien-Pazifik um 12 Prozent gestiegen – ein Zeichen für die Empfindlichkeit gegenüber unsicherer Nachfrage und hohen Kosten.

Politische Risiken erreichen ein Rekordniveau

Der globale politische und soziale Risikoindex hat mit 41,1 Prozent einen historischen Höchststand erreicht und liegt damit über dem Niveau der Corona-Pandemie. Drei Hauptfaktoren treiben diese Entwicklung: institutionelle Fragilität in den USA, anhaltende internationale Konflikte und wachsende soziale Spannungen in Schwellenländern.

In Europa fällt besonders die Krise in Frankreich auf. Unternehmen sind gefordert, wachsam zu bleiben und ihre Strategien kontinuierlich anzupassen.

Positive Beispiele für erfolgreiche Anpassung finden sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Saudi-Arabien, deren Volkswirtschaften sich erfolgreich diversifizieren. Beide Länder konnten ihre Risikobewertung verbessern. Insgesamt zeigt sich in den arabischen Golfstaaten eine beeindruckende Dynamik: Der Nicht-Öl-Sektormacht inzwischen 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus – ein Anstieg um 20 Prozentpunkte seit 2010.

Die Schweiz kann ihr Potenzial im Osten ausschöpfen

Die Schweiz behält weiterhin eine sehr niedrige Gesamtrisikobewertung und bestätigt damit ihre wirtschaftliche Stärke. Besorgniserregend sind jedoch die rekordhohen Insolvenzzahlen: Laut den bisherigen Jahresdaten beträgt das Wachstum 26 Prozent – international nur übertroffen von Italien (35 %) und Hongkong (33 %).

Dieser Anstieg ist teilweise auf die Anfang 2025 eingeführte Reform des Insolvenzrechts zurückzuführen, die Zahlen steigen jedoch bereits das fünfte Jahr in Folge. Für 2026 wird nur eine leichte Korrektur nach unten erwartet – aufgrund unterdurchschnittlicher Wachstumsprognosen und der Belastung durch US-Zölle.

Gleichzeitig eröffnen sich vielversprechende Chancen für die Schweiz, ihren Exportfokus zunehmend nach Osten zu verlagern – insbesondere in den Nahen Osten, nach Russland, Indien und vor allem nach China. Im Jahr 2024 gingen 10 Prozent aller Schweizer Exporte nach China, das damit zum drittgrössten Absatzmarkt der Schweiz wurde.

Auch die laufenden Verhandlungen zwischen China und der Schweiz zur Erweiterung des bestehenden Freihandelsabkommens versprechen zusätzliches Wachstumspotenzial.

Detaillierte Prognosen und Analysen finden Sie im Coface Risk Review(Dokument auf Englisch).