#Wirtschaftsstudien

Zollkosten fallen vor allem auf Wirtschaft der USA zurück

Die Anzeichen mehren sich: Die Kosten der US-Zölle werden zunehmend entlang der Lieferkette auf Unternehmen und letztlich auch auf die Konsumentinnen und Konsumenten übertragen. Damit wird die Spitze des Inflationseisbergs sichtbar.

Vorsichtiger Zinsentscheid der Fed

Die jüngste Zinssenkung der US-Notenbank Fed zeigt eine bewusste Entscheidung, höhere Inflationsrisiken in Kauf zu nehmen. Vor dem Hintergrund des doppelten Mandats – hohe Beschäftigung und niedrige Inflation – bewerten wir die Reduktion des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 4,00 bis 4,25 Prozent als vorsichtigen Schritt.

Abwärtstrend im US-Arbeitsmarkt

Die aktuellen Beschäftigungsdaten bestätigen einen klaren Abwärtstrend: Im August 2025 entstanden lediglich 22'000 neue Stellen. Zudem wurde die Zahl der zwischen Januar und März geschaffenen Arbeitsplätze um fast eine Million nach unten korrigiert. Nicht alle Indikatoren sind rot, doch Entwicklungen am Arbeitsmarkt verlaufen selten linear – sie können sich schnell von einer allmählichen zu einer plötzlichen Abschwächung wandeln.

Inflation bleibt kritische Grösse

Fed-Chef Jerome Powell betonte, dass die zollbedingte Inflation wahrscheinlich nur vorübergehend sei und deshalb weniger stark in die geldpolitische Ausrichtung einfliesse. Dennoch liegt die Inflationsrate mit 3 Prozent seit 54 Monaten ununterbrochen über dem Zielwert von 2 Prozent. Aus unserer Sicht bleibt eine nicht restriktive Geldpolitik das grösste Risiko.

Zollkosten als Unsicherheitsfaktor

Besonders die steigenden Zollkosten sehen wir als zentralen Belastungsfaktor. Höhere Importzölle werden entweder auf ausländische Exporteure überwälzt, entlang der Lieferkette bis zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern weitergegeben – oder sie werden von Unternehmen in den Margen aufgefangen.

Deutlich gestiegene Preise in bestimmten Warengruppen unterstreichen diesen Effekt: Audiogeräte (+16,3 % seit März), Bettwäsche (+6,8 %), Grossgeräte (+5,3 %), Foto- und Filmzubehör (+5,0 %), Fahrräder (+4,5 %), Spielzeug (+3,7 %) und Fahrzeugersatzteile (+3,0 %). Stahl und Aluminium (+30 % seit Februar) zeigen sowohl Übertragungen auf US-Industrien als auch Belastungen für ausländische Exporteure, vor allem in Kanada und China. Im Automobilsektor dagegen scheinen die Kosten innerhalb der Lieferkette absorbiert zu werden: Trotz Zöllen von +16 % blieben die Neuwagenpreise unverändert.

Bumerang-Effekt: Belastung für Unternehmen und Konsumenten

Unser Fazit: Die Zollkosten wirken zunehmend wie ein Bumerang auf die US-Wirtschaft – teils zulasten der Unternehmen, teils zulasten der Konsumenten. Da Umsetzungsverzögerungen, Lagerbestände und Zollstrategien der Unternehmen noch dämpfend wirken, ist der Übertragungsprozess keineswegs abgeschlossen. Wer am Ende als Gewinner oder Verlierer hervorgeht, bleibt offen.

Auswirkungen auf die Schweiz

Nach Einschätzung von UBS hat der Vertrauensverlust in den US-Dollar 2025 zu Kapitalzuflüssen in den Schweizer Franken als sicheren Hafen geführt. Der Franken hat sich gegenüber dem Dollar bereits um 10 % aufgewertet. Auch wenn UBS ein etwas schwächeres BIP-Wachstum erwartet – rund 0,4 Prozentpunkte weniger –, rechnet sie nicht mit einer tiefen Rezession. Selbst eine teilweise Verlagerung der Pharmaproduktion in die USA würde das Wachstum nur dämpfen, nicht aber in eine Krise stürzen.

Zu den ausführlichen Länderrisikobewertungen